Datenkrallen

Kanarische Inseln » von Insel Magazin

Datenkrallen

Nachdem ich letzte Woche hoffentlich erfolgreich Ihre Wachsamkeit in Bezug auf Spam und Fishing etwas verbessern konnte, möchte ich mich heute einer anderen Art der „Datensammelwut“ widmen.
Es gibt nämlich zahlreiche Möglichkeiten für uns, freiwillig sehr viele Informationen bereitzustellen, aber vielen sind die Zusammenhänge leider gar nicht klar.
Die großen Player am Markt, wie etwa Google, Apple, Facebook oder auch Amazon, bieten uns ihre Dienste an, die wir kinderleicht und auch kostenlos nutzen können.
Seien es Mailadressen oder die Suche von Google, verlorene Freunde auf Facebook, die schier unendliche Auswahl bei Amazon oder das Apple-Universum.
Allen gemein ist, dass wir vermeintlich kostenlos Zugriff auf alles haben können.
In Wahrheit jedoch verdienen diese Unternehmen sehr viel Geld, weil wir deren Dienste nutzen und unsere Daten wie selbstverständlich freiwillig hergeben.
So werden wir zur Ware.
Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich mag und nutze Google. Egal ob ich etwas im Internet suche, mich von meinem Telefon navigieren lasse oder aber jederzeit und überall von Google über aktuelles Wetter, Wetterwarnungen, die Verkehrslage oder Sportergebnisse informiert werde, ich mag das.
Für mich ist Google der erste Ansprechpartner im Internet.
Die Kehrseite der Medaille ist jedoch, dass es so für Google leicht ist, ein komplettes Profil über mich zu erstellen.
Google weiß viel über mich: wo mein Telefon sich aufhält (da bin ich natürlich auch), wo die Computer stehen, an denen ich Google-Dienste verwende, wonach ich suche oder mit wem ich kommuniziere.
Mir ist der Zusammenhang klar, und ich achte darauf, welche Informationen ich preisgebe.
Aber das ist der Preis für die ausgezeichneten Dienste, die Google uns „kostenlos“ anbietet.
Und dabei hat Google nur ein Ziel: die perfekte Werbung für mich als potentiellen Kunden, denn damit verdienen die Amerikaner schließlich ihr Geld. Und je mehr Dienste sie anbieten, desto mehr Leute nutzen Google, umso mehr Werbung kann verkauft werden.
Ein relativ einfacher Kreislauf.
Aber bitte, seien Sie be(un)ruhigt, die großen Player sind alle gleich.
Bei Facebook teilen viele ihr komplettes Leben und lassen die Welt an ihrem Alltag teilhaben.
Voller Vorfreude über den anstehenden Urlaub teilen Sie diese Information. Nun ja, und wenn Sie heimkommen, ist Ihr Haus leer geräumt. Schließlich wusste die ganze Welt, dass Sie nicht zu Hause sind.
Mit der Facebook App und WhatsApp (ja, Facebook hat WhatsApp gekauft !), weiß auch Facebook genau, wo Sie sich aufhalten und mit wem Sie online in Kontakt stehen.
Und warum? Auch Facebook will Werbung verkaufen, geht aber noch einen Schritt weiter: es werden unsere Daten fein aufbereitet verkauft, damit uns auch andere Firmen Werbung schicken können.
Bei Amazon online einkaufen ist auch toll und bequem, die Auswahl ist riesig. Die wohl bekannteste (aber nicht einzige) Shopping-Plattform weiß halt dann genau über unser Kaufverhalten Bescheid und bereitet speziell für uns Werbung auf.
Ob Sie nun Sexspielzeug oder Waschmittel kaufen, zusammen mit den anderen Artikeln, die Sie sich bei Amazon angeschaut haben, können Computerprogramme schon erschreckend einfach Rückschlüsse auf den Käufer ziehen.

Natürlich haben auch diese Dienste unser Leben verändert. Wir sind immer online, in Kontakt mit unseren Liebsten, lassen Freunde an unserem Leben teilhaben.
Ich möchte das niemandem ausreden, Social Media ist toll, und richtig eingesetzt könnte man damit sogar Geld verdienen.
Es gibt aber auch regelmäßig negative Schlagzeilen, denn mit keinem anderen Werkzeug lässt sich der Ruf unserer Mitmenschen so einfach und schnell ruinieren. Eine kleine Anschuldigung, womöglich sogar noch falsch, und der Betroffene hat in der realen Welt schlechte Karten.

Überlegen Sie sich also zukünftig, welche Informationen Sie wirklich teilen wollen und denken Sie ab heute immer wieder daran, was die Big Player mit Ihren Informationen alles machen und wie die Daten aus unterschiedlichen Kanälen verknüpft werden können.
Seien Sie stets zurückhaltend mit persönlichen Daten und Informationen und achten Sie darauf, mit wem Sie Ihre Beiträge teilen.
Oder würden Sie sich mitten auf den Marktplatz stellen und für jedermann hörbar laut hinaus schreien, wo Sie wohnen und wie toll Ihr neuer, riesiger Flachbildfernseher ist?

 

Christoph Gnadlinger
Ingeniero de informático
Escuela Técnica Superior de Ingeniería Eléctrica, Departamento de Ingeniería Electrónica de potencia y de energía

C/ Los Pinos 9
35100 Playa del Águila

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